Über Gestalttherapie

Gestalttherapie gehört zu den humanistischen Psychotherapieverfahren.
Als erlebnisorientierte Gesprächstherapie hat sie sich in Erweiterung und Abgrenzung zur Psychoanalyse entwickelt. Freies Assoziieren auf der Couch wurde umgestaltet zu einem Setting aus Dialog zwischen KlientIn und TherapeutIn im Sitzen und „auf Augenhöhe“.
Der Begriff Gestalt ist der Gestaltpsychologie entlehnt, die sich mit Wahrnehmungsphänomenen, wie der Tendenz des Ergänzens von Teilen zu einem vollständigen Ganzen beschäftigt. Übertragen auf die therapeutische Arbeit geht es dabei um die Wiederentdeckung und Integration wenig wahrgenommener Selbstaspekte.
Diese Facetten zu erleben und zu integrieren ist Teil der therapeutischen Arbeit. Das Individuum Mensch wird immer als Teil seines Umfelds betrachtet. Die Art der Beziehungsgestaltung zwischen KlientIn und TherapeutIn dient dabei als tatsächlich erfahrbares Lernfeld.
In Erweiterung zur kognitiv reflektierenden Gesprächsebene bietet die Gestalttherapie spielerische, emotional erfahrbare Experimente, wie die Arbeit mit dem leeren Stuhl, gegenständliche Aufstellungen, Arbeit mit Träumen, Bewegung oder Musik. Das therapeutische Experiment ermöglicht neue – „korrigierende“ –  Erfahrungen, die alternative Sichtweisen und Handlungsspielräume eröffnen.  Jenseits normativer Einteilung in Gesundheit und Krankheit werden Symptome nicht als einfach zu beseitigende Krankheitszeichen betrachtet. Sie sind vielmehr Wegweiser zu Unerledigtem und werden als kreative und ehemals notwendige Lösung anerkannt. „Wiederbelebung des Selbst“ heisst der dramatisch klingende Untertitel eines Standardwerks des Mitbegründers der Gestalttherapie Fritz Perls. Die Pflege einer akzeptierenden und lebendigen Selbstbeziehung ist dabei mehr als reiner Selbstzweck. Vielmehr fördert sie die Fähigkeit zur Selbstunterstützung und  Verantwortungsübernahme für sich und andere.